Eine Sonderpädagogin (Teilzeit mit ca. 15 Wochenstunden) an Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bekommt zumindest in Bayern inzwischen bis zu zwei Klassenleitungen zugeteilt. Hier ein Ausschnitt eines Kommentars von Petra Maria:
Ich arbeite in 2 Klassen und habe neben Unterricht auch viel Team und sonstige Besprechungstermine die manchmal kaum im Verhältnis zu meinen momontan 15 Stunden passen. Meine Arbeit macht mir viel Spass, immer noch, doch oft geht es an die Substanz, sogar in Teilzeit.
An Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung hat ein Lehrer zusätzlich zu seinen Unterrichtsstunden zahlreiche Teambesprechungen mit den Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen in seiner Klasse und mit den Therapeutinnen seiner Kinder.
Natürlich verdoppelt sich die Zeit für Teams, wenn man zwei Klassen leiten darf.
Hinzu kommen selbstverständlich noch die Lehrerkonferenzen, die an G-Schulen oftmals nicht monatlich, sondern wöchentlich in Stressphasen sogar noch öfter stattfinden.
Lehrer, die sich aus welchen Gründen auch immer bewusst für Teilzeit entschieden haben, um ihre Arbeitsbelastung zu reduzieren, erledigen diese Zusatzarbeit in gleichem Maße wie Lehrer mit 27 Stunden Unterrichtszeit.
Zu Bedenken ist auch, dass die Teamsitzungen oftmals nur Nachmittags stattfinden können und die Schule erneut aufgesucht werden muss, da man in Teilzeit natürlich die Schule früher verlässt.
Meine Fragen:
1. Wird an allen G-Schulen so viel geteamt wie in Bayern?
2. Gibt es bei euch Regelungen in denen die Teilzeit der Kollegen berücksichtigt wird?
Hallo Matthias,
Petra ist eine HPU, ich denke, dass das bei dieser Berufsgruppe eher noch normal ist, da die Lehrer auch vermehrt im Fachunterricht arbeiten. Meist ist sogar so, dass diese Lehrer keine weiteren Klassenlehreraufgaben haben. Ich kenne das Beispiel aber auch von SoLs…
Lg
Matthias
Heilpädagogische Unterrichtshilfe, so lautet(te) die Bezeichnung, bevor sie in HFL umbenannt worden sind. Eigentlich waren die HPUs dazu gedacht, den Sonderschullehrer während des Unterrichts zu unterstützen und im Team mit dem SoL zu arbeiten. Allerdings sind ja bekanntlich SoL gerade für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung zu teuer, also gab man den SoLs einfach mehr Klassleitungen. Die HPUs übernahmen dafür die Aufgabe des Unterrichtens, meistens alleine oder mit einer Pflegekraft. Und damit man auch sagen kann, dass NATÜRLICH jedes Kind einen Lehrer hat, benannte man sie einfach um. Nichts gegen die Arbeit der HFLs (ehemals HPUs), aber für mich sieht das so aus: Kinder mit geistiger Behinderung haben in der Regel in Bayern die meiste Zeit der Woche eben KEINEN echten Lehrer vor sich und die HFLs werden in ihrer Tätigkeit gnadenlos ausgebeutet, da sie bekanntlich ja wesentlich weniger verdienen als ein SoL, aber im Prinzip dessen Arbeit machen…
@ Florian: Vielen Dank für die rasche Antwort.
Ich unterrichte in Rheinland-Pfalz im Bildungsgang ganzheitliche Entwicklung einer Schule mit den Fördertschwerpunkt motorische Entwicklung.
Die HPF entsprechen wohl unseren Pädagogischen Fachkräften (PF), die auch in Klassenleiterfunktion mit Stundenreduzierung in den Schulen für ganzheitliche Entwicklung (früher Geistig Behinderte) eingesetzt werden. Präsenzzeit ohne diese Funktion zur Zeit 33 Wstd. bei einer Arbeitszeit von 38,5 Std.
Einer Klasse stehen hier 20 Förderschullehrerstunden/Woche zu, incl. Fachunterricht wie HW, Sport usw. Da FöL in Vollzeit 27 Wstd Unterrichtsverpflichtung haben, werden sie neben ihrer Klasse i.d.R im Fachunterricht oder in einer zweiten Klasse eingesetzt, die Klassenleitung liegt immer bei den PF, diese schreiben auch die Zeugnisse.
In der Schule mit den Förderschwerpunkt motorische Entwicklung (früher Körperbehinderte) liegt die Klassenleitung beim FöL, mit durchschnittlich 20 Klassenlehrerstunden/Woche in der eigenen Klasse. In unserer Schule gab es bisher keine doppelte Klassenleitung, durch Stundenreduzierung kommt es eher vor, dass sich zwei FöL eine Klassenleitung teilen. In den Klassen sind 6-12 Schüler, je nach Bildungsgang (MB, GE, L, GS, HS), eine Klasse hat je nach Behinderungsgrad der Schüler 1-2 PF (33-66 Wochenstunden) Die PF erteilen Unterricht nach Anleitung bzw. in der Binnendifferenzierung (d.h. Vorbereitung + Material durch den FöL) oder im geringen Teil eigenständigen Unterricht. Den PF stehen dazu 5 Std Vorbereitungszeit/Woche zu, Die PF sind bei uns von der Ausbildung her Erzieher, Kinderpfleger, Therapeuten oder Krankenschwestern, zum Teil mit zweijähriger, berufsbegleitender sonderpädagogischer Zusatzausbildung mit Höhergruppierung oder seltener Heilerzieher. Die PF kölnnen je nach Stundenverpflichtung auch in mehreren Klassen eingesetzt sein. Die Arbeit wird in wöchentlichen Teamsitzungen koordiniert, die z.T. während der Arbeitszeit der PF stattfinden. Dokumentaionsaufgaben und Planung in Absprache liegen beim FöL.
Obwohl ich die Arbeit unserer PF sehr schätze, (sie sind verlässliche Bezugspersonen für die Schüler, die Woche über bis 15:30 anwesend, setzen den Unterricht fort oder realisieren eigene Projekte und halten den Laden am Laufen) meine ich doch, dass man schon aufgrund der Ausbildung ihre Arbeit mit der eines Lehrers nicht immer gleichsetzen kann. Sie haben im Verhältnis gesehen z.B. deutlich weniger Vorbereitungsaufwand und Kenntnisse zur eigenständigen didaktische Umsetzung von Unterrichtsinhalten kann man nicht immer voraussetzen.
Unser Bildungsgang ist in Unter-, Mittel-, Ober- uns Werkstufe unterteilt. Die mehrfachschwertsbehinderten Schüler bilden einzelne Klassen oder sind altersentsprechend integriert. Der Leselehrgang findet in homogenen Gruppen klassenübergreifend statt. Es gibt viele bildungsübergreifende AGs an den AG-Nachmittagen.