Nachdem die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (pdf) auch von Deutschland ratifiziert wurde, verpflichtet sich Deutschland zu einem inklusiven Bildungssystem. Das allgemeine Bildungssystem soll sich so entwickeln, dass Menschen mit Behinderungen am individuellen Bedarf orientiert die notwendige Unterstützung erhalten, damit sie sich mit ihren Fähigkeiten voll entfalten und tatsächlich an der Gesellschaft teilhaben können. In Deutschland werden aber weniger als 16% der SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen unterrichtet.
In der Presse wurde in letzter Zeit vermehrt die Qualität der Sonder- oder Förderschule in Frage gestellt. Nicht zuletzt der Artikel „Die unverdünnte Hölle“ (pdf) im Spiegel 02/2009 verärgerte sehr viele SonderpädagogInnen, da ein extrem einseitiges und abwertendes Bild der Arbeit an den Förderschulen gezeichnet wurde. Dabei kommt der Verdacht auf, dass die Arbeit der SonderpädagogInnen in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht gerückt werden soll, um die repressive Einstellungspolitik beizubehalten und sogar noch zu verschärfen. Der Gedanke, dass man in einem Schulsystem, in dem jede SchülerIn inklusiv unterrichtet werden kann, keine Sonder- oder Förderschulen und damit natürlich auch keine SonderpädagInnen mehr braucht, liegt nahe.
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Besonders ein inklusives Schulsystem aber wird ohne eine ausreichende Anzahl gut ausgebildeter und motivierter SonderpädagogInnen nicht funktionieren können!
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An den sonderpädagogischen Fakultäten der Universitäten in München und Würzburg werden seit Jahren die neuesten pädagogischen Ansätze gelehrt und reflektiert. Der Großteil des Studiums der Sonderpädagogik befasst sich im Gegensatz zu anderen Lehramtsstudiengängen mit Pädagogik und Ethik. Wo heute noch unter Lehrämtlern häufig unwissend mit dem Kopf geschüttelt wird, wenn der Begriff der „Inklusion“ fällt, wird unter den SonderpädagogInnen von morgen bereits heftig diskutiert und die Schule von morgen skizziert. SonderpädagogInnen haben den Auftrag, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen zur vollständigen Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen. Dies ist in einem inklusiven Schulsystem aber nur in Zusammenarbeit mit der Sonderpädagogik möglich, um auch das Recht eines jeden Kindes auf bestmögliche Förderung zu gewährleisten! Eine Zusatzqualifikation in Form eines sonderpädagogischen Pflichtscheines für alle StudentInnen von Lehramtsstudiengängen reicht da bei weitem nicht aus.
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Wer glaubt Inklusion als Sparprogramm mit Einsparung der „teueren“ SonderpädagogInnen verwirklichen zu können, hat sich entweder mit der Thematik noch nicht ausreichend auseinandergesetzt oder versucht schulische Sparprogramme mit dem wohlklingenden Etikett „Inklusion“ zu vertuschen.
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Auszug von http://www.sopaed.net: Bündnis für faire und pädagogisch sinnvolle Einstellungspraxis
Hallo Florian, den Artikel in der Zeit vom letzten Jahr kennst du wahrscheinlich schon. Für alle Interessierten, hier ist der Link:
http://pdf.zeit.de/2009/01/Sonderschulen.pdf